Habe gerade einen sehr interessanten Beitrag über Mitläufer auf dem Psychologieblog gefunden.
Hier das Szenario:
Assessment-Center, Vorstellungsrunde: Der erste legt los und bleibt dabei sitzen. Die nächsten drei auch. Dann bist du an der Reihe. Und? Aufstehen oder Sitzenbleiben? Ich schätze mal, fast jeder hat irgendwann schon einmal eine kleine Rhetorikschulung belegt, bei dem wir alle brav lernen durften, dass man im Stehen eine viel bessere Körperhaltung einnimmt und somit auch überzeugender präsentieren kann. Dies schließt somit ein, dass man in einer Vorstellungsrunde im Besten aller Fälle aufstehen sollte. Doch was macht ihr, wenn alle bisherigen Vorredner scheinbar nicht in den Genuss einer Rhetorikschulung kommen durften und einfach Sitzenbleiben? Einfach ignorieren und ganz souverän den Platz verlassen, oder doch Sitzenbleiben?
Wie leicht Menschen dazu gebracht werden können, sich der Mehrheit anzuschließen, zeigte ein Experiment von Asch im Jahre 1951.
Bei einer einfachen Schätzaufgabe gaben über Dreiviertel der Versuchspersonen falsche Lösungen an, obwohl die richtige Lösung ziemlich
offensichtlich war. In dem Raum saßen sechs Komplizen, die davor alle die falsche Lösung genannt. Die Probanden waren also nicht geistig minderbemittelt, betrunken oder der Sprache nicht mächtig, Sie waren einfach nur in der
Minderheit, weshalb sie sich auch für die falsche Lösung entschieden haben. Also, eher den anderen vertrauen, als auf den eigenen Gehirnschmalz bauen. Das reimt sich sogar. Sobald die Antworten anonym gegeben wurden, war die Fehlerrate
übrigens nahe Null – ein Beweis dafür, dass die Aufgabe wirklich leicht gewesen sein muss.
Das Resultat. Obwohl jeder von uns wohl gerne von sich behaupten würde, dass er definitiv die richtige Antwort gegeben hätte, wage ich dies schwer zu bezweifeln. Sind wir doch mal ganz ehrlich? Aufstehen und das Gegenteil der sechs Vorredner behaupten, ist gar nicht so einfach, oder? Vielleicht sollte man das Experiment jedoch nochmal in diesem Jahrhundert wiederholen. Immerhin hat sich in über fünfzig Jahren doch schon einiges in der Entwicklung der Menschen und deren Souveränität getan. Ich bin mir dennoch nicht sicher, ob das Ergebnis so viel anders ausfallen würde. Was meint ihr dazu? Wieviel Prozent würden heute die falsche Antwort nennen, obwohl die richtige so verdammt naheliegend wäre?
Vee Frankly***
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