"O'zapft is" - jeder hat auf genau diesen einen Satz gewartet. Am Samstag um Punkt 12h ist er dann gefallen, von wem? Na vom Münchner Oberbürgermeister Christian Ude. Getreu der Tradition zapfte er wie jedes Jahr das erste Faß im Bierzelt " Schottenhammel" an und leitete damit die Wiesn 2006 ein. Das größte Volksfest der Welt findet damit schon zum 173. Mal statt.
Was heißt das konkret für alle diejenigen, die zu dieser Zeit in München weilen? Hier muss man zunächst zwischen zwei verschiedenen Typen unterscheiden. Zum einen den Wiesn-Hasser, der sich die nächsten zwanzig Tage in seiner Wohnung verbarrikadiert und über die wankenden Dirndl- und Lederhosenträger/innen flucht. Das Fluchen ist ja dem Ur-Baier bereits in die Wiege gelegt worden und somit wird das Oktoberfest bei diesen Menschen eine Art offizielle Erlaubnis zwei Wochen jeden Satz mit "Harrgoddsa , damischer Depp du "- einzuleiten. Macht sicher Spaß, oder?
Die andere Variante, ist drei Wochen "Dauer-Blau", vom Enzian- bis hin zum Königsblau. Dieser Typus Mensch schnunkelt und singt zu bayrischer Folklore die Biergartenbänke zuweilen auch am Morgen danach die Bus-, U-Bahn und S-Bahnplsitzbänke entlang. Trifft man auf solch einen Menschen, sollte man ihn einfach mit den Sätzen „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ oder "Oas, Zwoa – G'suffa!“ begrüßen und hat somit einen Freund für ewig gefunden (zumindest bis zum Ende der Wiesnzeit). Ich mag die Wiesn, auch wenn es sich sicherlich um ein kommerzielles Volksfest handelt, trotzdem ist das Oktoberfest doch irgendwie witzig. Alle Besucher sind so unbeschwert, und fröhlich, egal ob durch das Weißbier oder den Leberkaas. Der Anspruch auf eine richtig nette Unterhaltung auf der Wiesn sollte man jedoch gar nicht erst erheben, dann wird man auch nicht enttäuscht. Stattdessen kann man dort einfach richtig viel Blödsinn von sich geben, ohne dass es einem jemand verübeln wird. Mehr als die Farbe des Dirndls kann sich der Tischnachbar nach der zweiten Maas sowieso nicht behalten.
Heute trage ich nicht mein neues Dirndl, das ich auf jeden Fall schon bald auf Vashion Fictim zur Schau stellen werde. Nein, heute früh hatte ich Lust auf mein blaues Terassen-Sommerkleid von H&M und auf meine uralten Sancho-Cowboyboots. Sie sind mit Abstand das, was ein perfekten Schuh auszeichnet, und sollte eigentlich jede Frau im Schrank haben. Braune schlichte, d.h. vorne abgerundete und nicht hochhackige Cowboystiefel. Man fühlt sich original wie der sexy und unheimlich souverän wirkende Cowboy in der Marlboro-Werbewelt. Meine Stiefel wurde schon drei Mal neu besohlt, so käme ein Wegwurf doch niemals in Frage. In dem Outfit fühle ich mich ziemlich ladylike, auch wenn es wohl eher einen verspielten Charakter hat. So sind die faltenrockartigen Einsätze ein richtiger Hingucker. Ich habe mir zu diesem Outfit von einem "erfahrenen" Modemenschen aus Berlin sagen lassen: "Hey, das ist ja das typische Versage-Blau." Habe danach eben mal gegoogelt und bin zu dem Schluss gekommen. Blau ist blau. Egal, ob von H&M oder von Versage. Das Wochende habe ich mir noch eine Wiesn-Abstinenz gegönnt, diese Woche werde ich doch wohl dran glauben müssen. In diesem Sinne: „I hob Glust auf a Maß.“
Vee Frankly
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